Betreibe Ahnenkult, erkenne Dich selbst.

Aphrodite (aus Rom, weil die griechischen Statuen keine Arme hatten). Diogenes masturbiert vor so einer Statue. Das sagt uns mehr, als ein flüchtiger Blick auf diese Parrhesia Dioenes
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Bekanntlich pflegte Diogenes vor einer Aphrodite-Statue zu masturbieren. Das ist mehr, als nur primitive schnelle Lustbefriedigung. Es beruht auf und ist Anbetung Gottes, es ist Ahnenkult, Ahnenkultur. Die seelische Verbindung zu einer Statue hilft dir, dich selbst zu erkennen, ist eine machtvolle Handlung, Willen zur Macht.

Die Götter der Griechen waren nicht geschaffen, um nur den Künstler zu loben, wie wir es heute gewöhnlich zu tun pflegen. Wir schauen heute von außen auf das Bild so einer Statue, sind vielleicht beeindruckt von der Kunstfertigkeit. Wir lesen vielleicht eine Erklärung dazu. Man hat uns gesagt, so ein Bild, so eine Statue sei eine Sehenswürdigkeit. Doch alles, was wir ohne Anbetung anglotzen, verliert seine Würde. Gerade im Masturbieren hat Diogenes der Statue Würde verliehen.

Novalis hat uns mit dem, was er “Romantisieren” nennt, den Schlüssel zur besten Religion, zum besten Monotheismus gegeben. Es ist die Vergötterung, die allerdings nur so weit geht, dass sie nicht den Gott in allem vergißt. Er erkannte, dass dem Mystiker, der ein Gespräch mit Gott sucht, der direkte Weg verschlossen bleibt. Je mehr wir Gott suchen, umso mehr entzieht er sich. Statt daran zu verzweifeln und Atheist zu werden, ging er den Weg, Medien zu vergöttern. Als Vermittler eignet sich eigentlich alles, z.B. die berühmte “Blaue Blume”. Novalis vergötterte auch seine 12-jährige Verlobte. Aber ohne sie zu einem Götzen zu machen.

Das folgende kurze Gedicht drückt es vielleicht gut aus:


Kleines Thing lockt dich an seines Schoßes Thor?
Du Freier, voll bewappnet zitternd harrst davor?
Mach dich klein, zwar drängend lass dich ein
Und lass Es sein.

Suche auch das von Liebe und Curiosität (“Neugier”) getragene Gespräch zu Ahnen. Sie werden dir antworten. Es müssen nicht deine Eltern oder Großeltern sein. Es kann auch ein Verstorbener oder Künstler sein, etwa Novalis oder Nietzsche, Napoleon, Freud, Goebbels oder gar Kant, Hauptsache, du näherst dich mit Liebe. Oder es kann meinetwegen die Jungfrau Maria sein. Allerdings fand ich kein wirklich erotisches Bild von Maria im erotikfeindlichen Christentum. Hüte dich vor dem Nichts, , suche dein Heil nicht in Verwüstung: Die Wüste wächst, weh dem, der Wüsten birgt, sagte Nietzsche. Das Absterben des Ahnenkults war ein erster Schritt zur Ermordung Gottes.

Freud ist nicht etwa der Begründer der Psychologie, sondern der aufgeklärte Vernichter des Gesprächs mit deiner Weltseele, indem er sie zu einer abgeschlossenen Dampfmaschine herabwürdigte. Jung hat versucht, zu retten, was er konnte. Du kannst es vielleicht noch besser. Rede nicht über die Verstorbenen, rede mit ihnen. Frage sie um Rat. Du wirst staunen, was sie dir mehr zu sagen haben, anderes, als in den Büchern über sie oder von ihnen steht und werden dir zu deiner Selbstverwirklichung und damit deiner Eudaimonia große Hilfe sind.