Wir befinden uns unübersehbar in einem Zeitalter der Verfolgung von Menschen mit vom Mainstream abweichenden Meinungen. Nicht nur das. Auch Faktenwissen, das von der herrschenden unaufgeklärten Meinung abweicht, wird mittlerweile verfolgt. Diese Verfolgung gleicht in Ausmaß und Methoden zunehmend den Hexenjagden im Mittelalter, die zu Beginn der Neuzeit Dank Luther noch einmal verschärft wurden.
Jeder macht sich verdächtig, der solche Tendenzen auch nur erkennt und ausspricht, wie ich jetzt hier. Jeder, der Belege vorbringen möchte, dass (dies Gottseidank noch! als Metapher gemein) die Erde rund ist und Wissenschaftler auffordert, ins Fernrohr zu schauen, um es selbst zu erkennen, bekommt es früher oder später mit Hexenjägern zu tun, die seine Freiheit, seine Existenz, sein Leben gefährden.
Nachdem mittlerweile jeder der Pädophilie verdächtig ist, der etwa Nacktfotos seiner eigenen Kinder erstellt und wegen Kinderpornografie verfolgt wird, wenn er solche Bilder veröffentlicht, selbst dann, wenn er selbst Kind ist und es sich um seine eigenen Nacktbilder handelt, ist jetzt mit “Grooming” ein jedenfalls mir bist heute Morgen noch unbekannter Begriff im Werkzeugkasten der Inquisition aufgetaucht.
Was ist Grooming?
Beim Überfliegen der Google News fiel mir heue Morgen ein Zeitungsartikel aus Chicago auf. Dort tauchte im ersten Satz der Begriff “Groomer” auf. Ich hatte ihn nie gehört.
CHICAGO (AP) — School librarian Jamie Gregory has been called a “pedophile” and “groomer,” bombarded with private messages threatening harm, accused of distributing pornography in schools, and had her personal address posted on social media.1Deutsche Übersetzung: “CHICAGO (AP) – Die Schulbibliothekarin Jamie Gregory wurde als “pädophil” und “Groomer” bezeichnet, mit privaten Nachrichten bombardiert, in denen ihr Schaden angedroht wurde, der Verbreitung von Pornografie in Schulen beschuldigt und ihre persönliche Adresse in den sozialen Medien veröffentlicht.”
Bevor ich weiterlas, wollte ich erst mal wissen, was denn ein Groomer ist. Mein Übersetzungsprogramm dict.cc übersetzte “Groomer” mit “Tierfrisör”. Das konnte ja nicht gemeint sein. Auch Google übersetzte in dem ganzen Artikel “Groomer” brav mit Tierfriseur. Das immer noch beste Übersetzungsprogramm deepl dagegen ließ Groomer unübersetzt, führte also ein neues englisches Wort in die Deutsche Sprache ein.
Also suchte ich in der englischen Onlineetymologie nach “groom” und wurde endlich fündig:
“tend or care for; curry and feed,” 1809, from groom (n.1) in its secondary sense of “male servant who attends to horses.” Transferred sense of “to tidy (oneself) up” is from 1843; figurative sense of “to prepare a candidate” is from 1887, originally in U.S. politics; meaning “train to accept sexual abuse” by 1989. Related: Groomed; grooming.2groom (v.)“hegen und pflegen; striegeln und füttern”, 1809, von groom (n.1) in seiner sekundären Bedeutung von “männlicher Diener, der sich um Pferde kümmert”. Die übertragene Bedeutung “sich zurechtmachen” stammt aus dem Jahr 1843; die übertragene Bedeutung “einen Kandidaten vorbereiten” stammt aus dem Jahr 1887, ursprünglich aus der US-amerikanischen Politik; die Bedeutung “dressieren, um sexuellen Missbrauch zu akzeptieren” stammt aus dem Jahr 1989
Grooming ist also ein Begriff, der in den USA schon seit 1989 das Verhalten bezeichnet, Kinder zu dressieren, so dass sie sexuellen Missbrauch akzeptieren.
Was soll daran verkehrt sein, Groomer zu verfolgen?
Selbstverständlich unterstützen wir Kyniker keine Dressur von Kindern, egal zu welchem Ziel, Wir betreiben bekanntlich Empowerment. Wir wollen uns und andere Menschen immer wieder ermuntern, sich selbst zu verwirklichen, die Wahrheit über sich zu sagen (Parrhesia).
Aber wie kann man zwischen Grooming und Ermunterung zu Selbstverwirklichiung unterscheiden?
So habe ich zB unserer 10-jährigen Pflegetochter Nora das Schwimmen in unserem Gemeinschaftspool beigebracht. Dazu ist spielen, lachen und auch Körperkontakt unumgänglich. Wie kann ein Außenstehender nun erkennen, ob ich wirklich nur dem Kind Schwimmen beibringen will und nicht vielmehr dies nur als Trick benutze, mich dem Kind zu nähern, es nur scheinbar unschuldig zu berühren, sondern in Wahrheit eine Dressur zur Akzeptanz sexueller Handlungen durchführe?
Es ist tatsächlich nicht einfach möglich, ich würde sogar sagen: es ist überhaupt nicht möglich. Ein wirklicher “Groomer” wird ja alles tun, seine Ziele und damit verbundenen Handlungen unsichtbar zu machen. Vielleicht kann man es gut vergleichen mit der antirassistischen Zensur bei Facebook. Wirkliche Rassisten schlüpfen leicht durch das Netz der Schlüsselwörter. Sie benutzen sie einfach nicht. Sie reden zB. nicht von “Negern“, weil dies sofort zu einer Sperre führen würde, sondern stattdessen von “Noggern” oder “Goldstücken” oder “Facharbeitern”. Als ich aber einmal schrieb, dass ich Neger mag und dass dieser Begriff nunmal zu meiner Muttersprache gehört ohne immer abwertend gemeint zu sein, wurde ich sofort für einen Monat gesperrt.
Am Anfang einer Beziehung von Sozialarbeitern zu Kindern und Jugendlichen steht regelmäßig das Aufbauen von Vertrauen. Nicken, Zuhören, Lächeln, Streicheln etc. kann alles Teil solcher “vertrauensbildenden Maßnahmen” sein. Wie soll ein Außenstehender erkennen, ob ich das Vertrauen mir mit ehrenhaften Motiven erarbeiten will oder das Vertrauen des Kindes nur erschleiche, um es dann für sexuellen Missbrauch abzurichten?
An diesen Beispielen soll deutlich werden, in welche Gefahr sich jedermann begibt, wenn er sich überhaupt freundlich Kindern nähert und eine womögliche freundschaftliche Beziehung zu Kindern aufbaut.
Im oben genannten Artikel ist es also eine Bibliotekarin, die sich verdächtig gemacht hat, eine Pädophile und Groomer zu sein, weil sie sich gegen die zunehmenden Zensuransprüche in der Kinderliteratur gewehrt hat.
Die gute Nachricht: diese Frau findet große Unterstützung bei ihren Berufskollegen. Auf einer Tagung in Chicago sind die Bibliothekare nun zusammengekommen, um Maßnahmen gegen die zunehmende Bücherverbrennung zu ergreifen. Sie sagen, es ist das Recht und die Pflicht der Eltern, auszuwählen, was ihre Kinder lesen dürfen und was nicht. Es sei aber nicht das Recht besorgter Eltern, Literatur, die sie für anstößig halten, auch allen anderen Kindern zu untersagen.
Politisches Problem ist hier, dass die selben Gruppen, deren Texte nun von den Bibliothekaren verteidigt werden, also etwa die ganze Regenbogenfraktion, genau wieder solche Leute sind, die gerade nicht das Elternrecht stärken wollen, sondern unter dem Vorwand des Kinderrechts den Zugriff des Staates erweitern wollen. Doch genau das heißt ja eben, den Teufel mit dem Belzebub austreiben zu wollen.
- 1Deutsche Übersetzung: “CHICAGO (AP) – Die Schulbibliothekarin Jamie Gregory wurde als “pädophil” und “Groomer” bezeichnet, mit privaten Nachrichten bombardiert, in denen ihr Schaden angedroht wurde, der Verbreitung von Pornografie in Schulen beschuldigt und ihre persönliche Adresse in den sozialen Medien veröffentlicht.”
- 2groom (v.)“hegen und pflegen; striegeln und füttern”, 1809, von groom (n.1) in seiner sekundären Bedeutung von “männlicher Diener, der sich um Pferde kümmert”. Die übertragene Bedeutung “sich zurechtmachen” stammt aus dem Jahr 1843; die übertragene Bedeutung “einen Kandidaten vorbereiten” stammt aus dem Jahr 1887, ursprünglich aus der US-amerikanischen Politik; die Bedeutung “dressieren, um sexuellen Missbrauch zu akzeptieren” stammt aus dem Jahr 1989