Nach 2000 Jahren Rätseln endlich die Lösung.
„Eher geht ein Kamel durch`s Nadelöhr als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“
Was bedeutet diese Geschichte? Und vor allem:
Was bedeutet diese Geschichte nicht?
Ich kann es kaum glauben und finde es auch wirklich mal wieder nicht irgendwie geil, dass ich der Erste sein sollte, der die einfache Erklärung für dieses Gleichnis liefern kann. Darf doch nicht wahr sein, dass sich Theologen über 2000 Jahre den Kopf zerbrechen und nicht mehr verstehen, als damals auch die Freunde von Jesus, denen er dieses Gleichnis vortrug.
Nun habe ich 2 bis 3 Stunden gesucht und nur verrückte Sachen gefunden.
Einige der “Lösungen” sind im Link vertreten und werden vom Autor zurückgewiesen. Die richtige Lösung hat aber auch er nicht.
https://auslegungssache.at/…/es-ist-leichter-dass-ein…
Dabei ist sie so einfach.
Die Leute versuchen am Kamel (es sei ein Kamelhaar gemeint)oder am Nadelöhr (Es sei ein Straßenname, in dieser Straße mussten Kamele sich bücken) herumzutricksen. Aber sie beschäftigen sich nicht mit dem Problem des Reichtums und der Frage, was denn eigentlich das Reich Gottes ist und wer es für Reiche versperrt. Ist es Petrus?
Um Die Geschichte zu verstehen, muss man die Brille des Kynikers aufsetzen. Jesus war Kyniker. Und nur aus kynischer Sicht, macht diese Geschichte überhaupt Sinn.
Als Kind wurde uns diese Geschichte als eine Art Strafkonsequenz erzählt. Reiche Leute sind böse. Sie müssen bestraft werden. Ein Reicher kommt also zur Strafe nicht in den Himmel. Hmm. Reichtum im Jenseits? Gibt es dort Aktien? Gibt es dort Superreiche und super Arme? Sollte es nicht mal im Himmel einen funktionierenden Kommunismus geben? Jeder weiss doch, “das letzte Hemd hat keine Taschen”. Bist du erst mal tot, dann bist du von all deinem Besitz getrennt. Also schon deshalb könnte selbstverständlich kein Reicher in den Himmel kommen, weil du ja gar nichts mitnehmen kannst. Es scheint also um ein Gericht zu gehen. Petrus schaut nach, ob der Mann zu Lebzeiten reich war. Falls ja, ab in die Hölle. Für Kapitalistenschweine ist kein Platz im Himmel.
Nun ist Kynismus, nun ist die gesamte Ethik damals noch Jenseits von Gut und Böse. Das kam erst mit Paulus so langsam ins Rollen und feierte seinen Triumph mit Kant. Bis dahin war Ethik immer die Frage nach einem guten Leben.
Der zweite Begriff ist das Königreich, das Reich Gottes. Eine ganz klare Antwort wo dieses Königreich ist, finden wir zwar in wohl allen Evangelien, aber besonders deutlich im Thomasevangelium: Es ist mitten unter uns. Dieses “Königsreich” ist für Kyniker die Welt, in die wir eintreten, wenn wir Parrhesia üben, also die Wahrheit über uns sagen und leben. Dieser Selbstverwirklichung steht die Abhängigkeit von Besitz im Weg. Diogenes propgagierte das Leben in der Tonne. Auch wenn er selbst nicht arm war, sondern zB Sklaven besaß. Er war, wie später der superreiche Steve Jobs, Minimalist. Und eben NICHT aus moralischen Gründen. Weder für Steve Jobs noch für Diogenes noch für mich ist es böse, reich zu sein Wenn wir Überflüssiges haben, wäre es besser, es zu verschwenden, als es Armen zu geben. Denn, auch das verstehen die affigen Theologen von heute nicht: Materielle Armut wird als Hilfsmittel zu einem guten Leben angestrebt. Geben wir nun den Armen Almosen, dann wäre das nicht kynisch, sondern im modernen Sinn zynisch. So als ob ein Drogensüchtiger sein ganzes Heroin einem Menschen schenkt, der noch nicht drogenabhängig ist und ihn sozusagen anfixt, zum Süchtigen macht. Entsprechend, das nebenbei, wird deshalb im Thomasevangelium das Almosengeben auch als Sünde verworfen.
Ich will es mit einem anderen Gleichnis versuchen: Stell dir vor, du hast ein tolles Motorrad und stehst mit dem an einem Fluss. Du möchtest auf die andere Seite. Doch es gibt keine Brücke und das Wasser ist sehr tief. Nun triffst du Jesus, der gerade mit seinen Kumpeln durch den Fluss schwimmen will, auf die andere Seite. Du möchtest mit. Kein Problem. Aber dein Motorrad musst du dann zurücklassen. Du kannst ja auch versuchen, es dir auf den Rücken zu schnallen. Aber als ehem. Rettungsschwimmer sage ich dir: das wird nichts. Du wirst absaufen.
Alles klar?
Kleine Zugabe: Bei Nietzsche ist das Kamel der Lastenträger. Die Entwicklung geht vom Kamel über den Löwen zum Kind. Das Kamel als Lastenträger passt ebenfalls gut zum Gleichnis mit dem Nadelöhr. Befreie dich von deinem Kameldasein, höre auf, unnötige Lasten mit dir herumzuschleppen: Carpe diem! Genieße den Tag! Lass dein Motorrad einfach zurück. Komm mit uns über den Fluss. Willkommen im Königreich.