Man kann den kurzen, den kynischen Weg zur Eudaimonia (“glücklich, weil von “guten Geistern” umgeben) in 7 Schritten zusammenfassen:
1. durch Gott (Zweifler mögen Gott meinetwegen “Universum” nennen) sich als gewollt erleben. Bin ich erst überzeugt, eine Idee Gottes zu sein, dann weiss ich, dass ich wichtig bin und es nicht nur richtig, sondern auch wichtig ist, mein Selbst radikal zu verwirklichen. Du verlierst so nach und nach die Todesangst, gewinnst immer mehr Mut. Je mehr du deine Todesangst verlierst, den Tod bejahst, je mehr wirst du wirklich leben. Spürst du nicht diese Macht, die Gott dir verleiht, dann ist Kynismus nicht der richtige Weg für dich, du kannst immer noch Stoiker werden.
2. in mich hinein hören und mein protestierendes Gewissen als Zwang der Gesellschaft zu erkennen. Hier hilft die radikale “Umwertung aller herrschenden Werte (Nietzsche), im antiken Original die “Fälschung”, Umprägung der Münze, was aber genau das meint, was Nietzsche sagt. Das ist auch die erste Stufe von “Parrhesia”, die Wahrheit über sich sagen.
3. Den Mut aufbringen, Parrhesia auch in einem relativ sicheren Rahmen auszusprechen.
4. öffentlich Parrhesia praktizieren, die Wahrheit über sich sagen.
5. Nicht nur die Wahrheit über sich auszusprechen, sondern auch entsprechend zu handeln.
6. Mit “stoischer” Gelassenheit die Ablehnung und Bewunderung interesselos und furchtlos abgleiten zu lassen.
7. Du führst nun ein Leben in Eudaimonia (Glückseligkeit, eigentlich “von guten Geistern umgeben zu sein. Du wirst vermutlich sehr “umstritten” sein, womöglich auch heftig verfolgt werden; bei Sokrates, Jesus und vielen anderen führte es nicht nur zu Einsamkeit, sozialer Vernichtung, Ausstoßung aus der Gesellschaft, sondern bis hin zur Ermordung. Doch damit kannst du nun gut leben (und sterben)